Wir haben oft Furcht vor dem Neuen und sehnen uns stattdessen nach dem Alten, nach dem Vertrauten und Erlebten, das da einst einmal schön war – und wir wollen es wieder erleben. Dabei war es doch eben nur so schön, weil es damals auch nur eine neue und noch unerwartbare Erfahrung – eine bedingungslose Überraschung – war. Wir kannten noch nicht, was uns da zum ersten Mal widerfuhr! Es war noch echt, noch kein Abbild und Ziel im Kopf.
Das Glück das wir schon kennen, kann leider nie wieder das Glück in der Zukunft sein, und doch, es ist oft alles, wonach der Mensch heute noch strebt. Die Furcht vor dem Neuen aber, ist gleichfalls nur eine Furcht vor dem Alten, das sich ebenfalls wiederholen könnte. Der Hoffnung, das eine wiederholen zu können, folgt die Angst, stattdessen etwas anderes noch einmal erleben zu müssen.
Beides ist ein Fluch der Erinnerung, der dem Glück – dem Neuen – im Weg steht. Wir kennen nur das Glück das wir kennen, das Leid beginnt, wo uns das irgendwann reicht. Die Sehnsucht nach der Vergangenheit, führt zum Stillstand, ihre Wiederholung zur Abstumpfung … und zum Kampf um jeden Millimeter Zukunft. Darin brennen wir aus …
Wie aber finden wir aus diesem Teufelskreis wieder heraus? C.G. Jung sagte, „die Befreiung ist nicht durch Imaginieren von Wundern und Lichtwesen zu erreichen, sondern nur indem man Licht in die Dunkelheit bringt“. Nichts anderes erzählten historische Persönlichkeiten wie Meister Eckhard, Buddha, Maharshi… Aber genau davor laufen wir oft weg, wir lenken uns ab, hoffen und drehen uns heiß im Kreis, suchen Therapie und Tabletten und am Ende womöglich noch eher den Freitod als die Freiheit. Wir gehen eher mit unseren funkelnden Illusionen unter – mit unserem verzerrten Selbstbild und all unseren fantastischen Zielen -, anstatt sie loslzulassen und sich davon zu befreien. Bald rebellieren wir gegen jede Behandlung und treiben uns in die Hoffnungslosigkeit. Wer dann die Stimme des Herzens hören kann, der begreift auch, dass es genau diese Hoffnungslosigkeit ist, in der die Er-Lösung liegt – Hilflosigkeit – Machtlosigkeit. Selbst Figuren wie Buddha oder Jesus – erst als sie ihre Begierden und Ängste („Mara“, „Teufel“) zurückgelassen hatten, fielen sie in ihre Bestimmung und Freiheit. Auch der Weg zu „Gott“ in den Religionen also, scheint ein Weg durch die Dunkelheit, auf dem man für die Liebe Gottes kämpfen soll – und der Weg hin zur Erkenntnis in der Wissenschaft, ist ebenfalls ein Weg durch die Dunkelheit der Unwissenheit … so wie der Weg zurück zu uns selbst. Nur wer festgehalten – wer angenommen! – hat, kann auch wieder loslassen. Wir müssen uns dem stellen, was wir nicht sehen wollen. Die Freiheit liegt leider hinter der Angst und hinter allen Gedanken, die die Unfreiheit einfach zur Freiheit erklären.
„Stufen“ – ein 4 Uhr morgens Gedicht ….
Liegt die Vergangenheit mal hinter dir
und kann die Zukunft sich entfalten –
Sperrt dich kein Jetzt ein, und kein Hier –
Engt keine dieser Zeitgewalten,
Dann ist es einfach, wie es ist
Und du bist endlich, wie du bist.
Und dann war da noch Monica
Die Buddhisten sagen, wenn du jemanden triffst und dein Herz klopft, deine Hände zittern, deine Knie weich sind, dann ist es nicht die / der Richtige. Wenn du deinen Seelenverwandten triffst, wirst Du dich ruhig und unaufgeregt fühlen und keine Angst verspüren“ … das schreibt jedenfalls Monica Drake.
„Hör auf Bullshit zu wiederholen, den Menschen erzählt haben, die auch nicht erlebt haben, was du nicht erlebt hast“, das würde wohl Buddha zu Monica sagen. Ganz sicher.
Alle singen, dichten und reden über die Liebe, aber die Wenigsten haben mehr als nur eine wage Vorstellung davon, so scheint es. Mit buddhistischen Mönchen über die Liebe zu reden, ist wie bei Angela Merkel einen Rat zur Familienplanung einzuholen. Da sitzen sie den ganzen Tag, meditieren bis ihre Beine steif sind, damit sie ins Hier & Jetzt finden, wo sie doch schon lange sind. Sie begehren ihr Ego zu verlieren, das doch nur von der Gier zehrt, die nie befriedigt werden kann. „Der größte Egotripp, ist die Gier das „Ego“ loszuwerden“. Sie drehen sich nur um sich selbst, lassen ihre Familien zurück, aber reden über die Liebe und das Mitgefühl. Sie schlagen mit der Axt vermeintlich ihr Ego kurz und klein, aber treffen doch nur die anderen die verständnislos zurückgelassen wurden.
Die Freiheit liegt hinter der Angst …wenn wir uns nicht fürchten, dann geht es um nichts – dann sind wir entweder schon der Superbubba Buddha oder wir fürchten uns nur schrecklich vor der Furcht. Feiglinge … aber das reicht offenbar schon zum Guru und zum spirituellen Ratgeber heute. Hauptsache alles über das Glück und die Liebe wissen, aber nach dem Satsang schnell wieder ins noble Einzimmerappartment.
Nachtrag: Ach, und dann war da noch Watzlawick.