Will nicht aus dem Rausch aussteigen, will nicht runterkommen! Auf dass es mir das Trommelfell zerfetzt unter den Kopfhörern. Aber so kann ich nicht schreiben. Und ich soll schreiben, sagt ihr! Und ich muss schreiben – recht habt ihr! Also: STOPTASTE! Anhalten, Luft holen. Messen wir den Puls! Wie geht es mir?
Keine Seifenblase mehr in der ich vom Wind herum geblasen werde, nein, sesshaft bin ich geworden. Habe mich ins Leben zurück ge(k)lebt. Habe mir einen Kokon gesponnen und verpuppe angeheftet im Geäst der alten Linde, direkt in der Mitte des Kreisverkehrs. Autos und Menschen, und Menschen in Autos schwirren mir ums neue Domizil. Manchmal schiebe ich den Kopf zwischen den Seidenfäden raus und rufe ihnen zu. Manchmal. Und ab und an bleibt sogar ein Wagen stehen, kurbelt die Scheibe runter und dann antwortet einer. „Gibt es dich auch noch!?“
Presswurst im Speckmantel. Fast wie im Boot. Platz ist hier keiner. Habe mir noch zwanzig Buchziegel von über 300 Seiten mit eingeflochten – hier und da werfe auch einen davon enttäuscht auf die Strasse. Sollen andere darüber fahren!
Also, ich verpuppe. Verpuppe mit Heidegger, Bukowski und Desartes. Und habe keine Ahnung was hier am Ende aus dem Kokon schlüpft. Die Bücher helfen mir auch nicht bei der Bestimmung – sind ja nichtmal Bestimmungs-Bilder drin. Aber sicher wird’s kein bunter Schmetterling. Doch wachsen mir definitiv zwei Flügel am Rücken, ja, ganz sicher! Das werden mal Flügel! Da bohrt sich was durchs Fleisch. Unangenehm, es tut weh. Vielleicht werde ich eine Fliege? Oder eine Motte? Nachtschwärmer? Auch zwei Antennen sehe ich da am Kopf. Reagiere damit bereits in Gesprächen auf unterschwellige Oberwellen und auf Worte, die zwischen den Zeilen ausgestossen wurden. Ein neuer achter Sinn? Also doch keine Fliege! … auch wenn einiges was ich da vernehme ziemlich stinkt. Aber Fliegen haben keine Antennen, oder doch?
Ich verpuppe langsam, ich brauche Zeit. Keine Ahnung wohin ich fliege, wo ich nur erst mal fliegen kann. Mein Boot ist anscheinend in Hamburg angekommen, liegt im Zoll. Vielleicht darf ich es nächste Woche abholen? Dann müsste ich erstmal raus hier. Wer weiß wie ich dann aussehe – so halbfertig? Ich vermisse es … hier fehlt was. Will es an meiner Seite haben.
Es passiert so viel im Moment, und doch, nichts davon ist sättigend genug für ein Dreigänge-Blogmenü. Nichts ist relevant für einen langen Eintrag hier. Also, was soll ich nur schreiben? Weiß es nicht. Dass es mir gut geht vielleicht? Ja, das tut es. Und weiter? Aber das wäre vielleicht genug für die 140 Zeichen auf Twitter, nicht für den Blog. Dass ich das Buch schreibe wisst ihr bereits, dass ich noch immer Bilder sortiere und Videos sichte. Kommt schon, ich will euch nicht lang mit meiner Langsamkeit langweilen!
Wie bekommen wir nur etwas mehr Adrenalin in meine Adern? Könnt’ mich am Bungee-Seidenfaden vom Baum stürzen. Irgend so ein Schnellschuss. Irgendwas Spannendes. Aber nein, will auch keiner sehn?! Das Ausrufzeichen geht an mich, das Fragezeichen an Euch. Und so denke ich, verbleibe ich für den Facettenaugenblick. Verpuppe noch ein wenig. Solang‘, bis ich wieder etwas zu erzählen habe und mich wieder zeigen kann. Mit diesen seltsamen zwei Flügeln da hinten.