So, noch gut 12 Seemeilen, dann wäre die Hälfte der Strecke geschafft. Gegen 19:00 UTC erreiche ich heute am Abend voraussichtlich den Punkt mit exakt der gleichen direkten Distanz auf der Seekarte nach Portimao, Portugal (Start) und Port St. Charles, Barbados (Ziel). Mit anderen Worten: nun gibt es kein Zurück mehr! Haha. Nein, aber praktisch sind das fast 1700 Seemeilen (3150km), die ich in 42,5 Tagen erledigt habe. Genau genommen sind es natürlich viel mehr, da nur an wenigen Punkten pro Tage die Position zur Webseite übermittelt wird. Wenn ihr sehen könntet was für kleine Schleifen ich manchmal rudere, ihr würde Popcorn und Pizza bestellen und die Augen nie mehr von der Trackingseite abwenden können. Das kann ich aber natürlich nicht zulassen.
Es geht mir gut, auch wenn ich mächtig unter den fliegenden Fischen leide. In der Regel liegen sie am Morgen im Boot. Manchmal schlagen sie aber auch am Tag ein während ich rudere. Und manchmal, ja, manchmal sogar treffen sie mich, wenn ich im Scheinwerferspotlicht mein Equipment repariere. Nein, nicht lustig. Ich habe wirklich vor Schreck geschrien. Man rechnet ja mit allem, nicht aber dass man von einem 20cm großen Fisch getroffen wird. Heute morgen sah ich einen Schwarm, fliegend, ca. 100 Tiere und mehr Wow! Wunderschön, solange sie nicht aufs Deck einschlagen. Zauberhafte Fische dabei, in einem strahlenden Blau etwa. Aber die meisten sind Grau bis Silber. Apropos Fische: Habe einen neuen Begleiter (Foto!). Es sollte ein Pilotfisch sein, denn ich Fleckchen, Spotty genannt habe. Seit nun 3 Tagen Boot.
Auch wenn der Makohai vermutlich verschwunden ist, kann ich nach wie vor nicht ins Wasser. Zuviel Wind, zu hohe Wellen. Ich kann mich einfach nicht am Boot halten, oder bekomme den Rumpf auf den Kopf. Sehr gefährlich. Nur leider ist mein Rumpf total zugewachsen mit Muscheln und Krebsen. Ich werde langsamer und langsamer, das Rudern wird zur Qual. Dabei wäre es so einfach: Abtauchen und Putzen. Geht aber nicht. Jetzt brauche ich viel Geduld.
Aber langweilig wird mir so schnell auch wieder nicht. Meine neue, unkaputtbare, strahlende gelbe, teure, superdupermega Elektro-Bilgepumpe … ist kaputt. Hat aufgegeben. Na super! Jetzt kann ich das Boot von Hand auspumpen. Wie toll ist das denn bitte?
Seit längerer Zeit mal wieder ein Frachtschiff erblickt. Die Nisshin Trader mit 288 Metern. Hat mich heute Morgen am Horizont begrüsst. Ca 1,8sm vorm Bug. Das erste Zeichen von Zivilisation in diesem, noch jungen Jahr. Bin also also nicht der letzte Mensch auf Erden.
Jetzt muss ich wieder raus. In der Kabine sind 35°C, ich koche. Der Wind ist seit einer Stunde runter auf 15kn. Also deutlich angenehmer zu rudern. Muss nur sehr mit der Sonne aufpassen, man spürt die Strahlung im Wind kaum. Kopfschutz ist oberste Pflicht.