16 Tage braucht es also … 16 Tage bis die erste Euphorie vom Wind verweht wurde, und sich ständige Durchnässung, Schmerzen, Kälte draußen, Hitze drinnen, Grauer Himmel, Wind und Wellen zum ganz nüchternen Alltag erklären. Als ich heute Früh, noch gut gelaunt, die Luke zum Sonnenaufgang öffnete, und dem Meer einen guten Morgen wünschte, wurde ich freudig erwartet: Ein gewaltiger Schwall an kaltem Morgentau-Salzwasser wuchtete sich über die Bordwand in die Höhe, und spritze mir ins Gesicht. Die Schlafkabine sofort klatschnass. Das perfekte Timing – wie Kate Winslet in einem Benny Hill Film stand ich da, wartete nur noch auf den Oscar für den überragenden Gesichtsausruck.
Nur mal eben so Klamotten und Schlafsack trocknen, nunja, schwierig wo man von reichlich schwappendem Salzwasser umgeben ist. Und selbst wo alles etwas antrocknet unter dem Himmelsgrau, da bleibt das Salz zurück. Genug Süßwasser für die Wassereimer-Waschmaschine: Fehlanzeige. Und in dem Wellengang, ich kann ja nichtmal meine eigenen Haare waschen. Salzkristalle, überall. Und sie tun auch weh, überall. Vor allem da, wo man drauf liegt oder erst recht: drauf sitzt und drauf ruderet. Wie kleine Nadeln, bei an sich hier schon katastrophal geschundener Haut: Oh ja! Unbedingt! Mehr davon! Gleich morgen bitte!
Ernüchterung also, für den Moment jedenfalls. Aber das ist auch gut so, so kann ich mich aufs Rudern konzentrieren, muss nicht jede Minute den Fotoapparat zücken.
Nicht falsch verstehen, ja!, es geht mir gut. Nur eben lässt die Droge Ozean gerade etwas an Wirkung vermissen. Möglicherweise auch ein Gewöhnungseffekt. Süchtig bin ich eh schon, also muss ich jetzt wohl einfach die Dosis erhöhen.
Anderes: Der Vogel folgt mir noch immer. Seit zwi Wochen also! Konnte ihn zweifelsfrei im Field Guide als Storm-Petrel identifizieren, was wohl ein Sturmtaucher sein müsste. Kann das jemand bestätigen?