Wer sich stets darum bemühen muss, die Kontrolle im Leben nicht zu verlieren, – wem es wichtig ist, immer Macht und Recht zu haben, der hat auf der anderen Seite auch sehr tief das Gefühl der Machtlosigkeit verinnerlicht, gegen das er meint anstreben zu müssen, und das ihm verbietet zu fließen und darin ganz frei zu sein, wie er ist. Die Hilflosigkeit ist der Kontrast, der Hintergrund, die Bühne also, auf der sich das Ego inszeniert, mit vermeintlicher Klugheit, Unantastbarkeit, mit Stolz und Überheblichkeit. Die Machtlosigkeit scheint eine Stufe, die das Ego meint überwinden zu müssen, wieder und wieder, im Licht und in der Aufmerksamkeit anderer. Erste Gefühle der Kränkung und Hilflosigkeit selbst waren dereinst die Geburtsstunden des Egos, und das Aufbegehren dagegen ist tatsächlich alles, was das Ego ist. Und doch pendelt der Mensch oft zeitlebens zwischen beiden Welten hin und her: mal fühlt er sich souverän, mal machtlos; mal als Täter, mal als Opfer, – ein ewiges Suchen nach Verantwortung und Schuld. Doch genau das ist nur Theater, ein einziges Puppenspiel im Kopf.
Wirkliche Reife bedeutet, diesen Kindergarten irgendwann hinter sich zu lassen. Wirklich erwachsen zu werden bedeutet, zu begreifen, dass er der Welt nicht mehr wie ein Kleinkind ausgeliefert ist, sondern längst nur noch sich selbst … und seinen Gedanken, die er schon viel zu lange denkt. Er ist gar nicht mehr abhängig von anderen oder von den Umständen. Mit dem Begreifen dessen kommt der Mensch zur Ruhe, findet Frieden und ein ganz neues Vertrauen in die Schöpfung und in sich selbst. Und dann geschieht etwas! Wo er nicht mehr hingehört, da geht er. Was nicht mehr zu ihm gehört, das lässt er ziehen. Ohne Aufregung, ganz ohne jeden Widerstand. Und dann begegnet er plötzlich ganz anderen Menschen … und sie begegnen ihm so ganz anders. Und er beginnt zu verstehen, dass er sich in allem auch immer selbst begegnet ist. In allem, an dem er mit Anstrengung noch festhalten will, hält er jedoch weiter nur an seiner Vergangenheit fest. Und das kostet ihn immer mehr Kraft, da immer mehr Vergangenheit hinter ihm wirkt, je älter er wird.
Kommt er bei sich selbst an, hier und jetzt, dann findet ihn und bleibt auch, was zu ihm gehört, ganz von selbst. Und dann ist es auch endlich das Richtige. Darin kann er sein und fließen, und dem kann er sich in tiefstem Vertrauen und mit ganzem Bewusstsein, mit seiner ganzen Seele hingeben … weil er sich nun selbst vertraut, und sich seiner selbst wirklich bewusst ist.
„Alles Wesentliche kommt in der Stille zu dir. Liebe, Kreativität, Frieden und Weisheit“ – Jeanne
#Kaffeegedanken … und ich trinke viel Kaffee heute