Die Innere Burg …

Zitate der heiligen Teresa von Ávila. Auszüge aus „Die Innere Burg“:

„Eine vollkommene Seele kann überall losgelöst und demütig sein“ … „Und doch ist es sehr wichtig, um in die nächste Burg der innern Seele eintreten zu können, sich zu bemühen, von unnötigen Dingen und Geschäften abzulassen, jeder so, wie es seinem Lebensstand entspricht“ …

“Ich weiß nicht, ob es klar geworden ist, denn uns selbst zu erkennen, ist so wichtig, dass ich nicht möchte, dass es diesbezüglich jemals ein Nachlassen gibt, so hoch ihr auch in den Himmeln sein mögt; während wir jedoch auf dieser Erde sind, gibt es für uns nichts Wichtigeres als die Demut. …“

“Beim Anblick Gottes Größe mag uns unsere Unzulänglichkeit aufgehen, und beim Anblick Gottes Reinheit werden wir unseren Schmutz sehen; bei der Betrachtung seiner Demut sehen wir, wie viel uns fehlt, um demütig zu sein…“

“Wenn wir immer im Elend unserer Erde stecken bleiben, wird die Strömung nie aus dem Schlamm der Ängste, des Kleinmuts und der Feigheit herauskommen, aus dem Schauen, ob man auf mich schaut oder nicht auf mich schaut; ob es, wenn ich diesen Weg einschlage, daneben gehen wird; …“

“Furchtbar sind aber die Listen und Kunstgriffe des Bösen, um zu verhindern, dass die Seelen sich selbst erkennen und ihren Weg verstehen …“

“Doch hier, wo sie noch voll der Welt und in ihren Vergnügungen versunken und ihren Prestigevorstellungen und Ansprüchen gegenüber ohnmächtig sind, haben die Vasallen der Seele – also die Sinne und die Seelenvermögen – nicht die Kraft, die Gott ihnen von Natur aus gegeben hat …“

“Aber, du Herr, mein Gott, sobald man sich an diese nichtigen Dinge gewöhnt und erlebt, dass alle Welt sich damit abgibt, wird das Ganze verdorben, denn der Glaube ist so tot, dass wir uns lieber an das halten, was wir sehen, als an das, was er uns sagt …“

“Ach, mein Herr, hier braucht es deine Hilfe, denn ohne sie kann man nichts tun! Lass es bei deiner Barmherzigkeit nicht zu, dass diese Seele sich überlisten lässt, um das Begonnene aufzugeben. Gib ihr Licht, damit sie sieht, wie ihr ganzes Wohl darin liegt, und sie sich von schlechter Gesellschaft fernhält; denn mit Menschen umzugehen, die sich damit abgeben, ist etwas ganz Großes; …“

“Der gesamte Anspruch eines Menschen, der mit dem inneren Beten anfängt (und das dürft ihr nicht vergessen, da es sehr wichtig ist), soll darin bestehen, darauf hin zu arbeiten und sich zu entschließen und sich mit allem ihm möglichen Eifer darauf einzulassen, seinen Willen auf den Willen Gottes einzustimmen; wie ich später noch sagen werde, dürft ihr dann ganz sicher sein, dass darin die höchste Vollkommenheit besteht, die man auf dem geistlichen Weg erlangen kann. Je vollkommener einer das besitzt, um so mehr wird er von Gott geschenkt bekommen, …“

“Nun also, zu meinen, wir würden in den Himmel kommen, ohne in uns einzutreten, indem wir uns kennen lernen und unsere Armseligkeit betrachten, und was wir Gott verdanken, und ihn oftmals um sein Erbarmen zu bitten, das wäre Unsinn.“

“So muss meines Erachtens eine Seele dran sein, die zwar nicht in einem üblen Zustand, aber doch so tief in weltliche Dinge verstrickt und, wie ich gesagt habe, von Besitzstreben, Prestigesucht und Geschäften durchdrungen ist, dass diese sie ihre Schönheit weder sehen noch genießen lassen, ….“

 

Alle Auszüge via: http://www.rudihaberstroh.de/zit/zitavilaburg.pdf

 

Eine wunderbare Anmerkung der Ausgabe:

„Wer sich auf das innere Beten, also auf die Freundschaft mit Gott einlässt und so den Weg nach Innen zu gehen versucht, der kommt nicht umhin, immer mehr „in der eigenen Wahrheit leben“ zu lernen Teresa spricht von der „Selbsterkenntnis“, die ihres Erachtens das absolut Wesentliche des geistlichen Fortschritts ist.

Einsicht in die eigene verworrene Lage ist bereits eine wichtige Voraussetzung, um sich überhaupt auf den Weg zu machen: „Die Selbsterkenntnis ist ja schon etwas, ebenso die Einsicht, nicht auf dem rechten Weg zu sein, um das Tor zu erreichen. Gerade wenn Gott einen Menschen mit tiefen inneren Erfahrungen beschenken will, gibt er ihm „zuvor eine tiefe Selbsterkenntnis, die diese Gnaden verursacht“Selbsterkenntnis hat für sie allerdings nichts mit ungesunder Selbstabwertung zu tun, sondern mit einer ehrlichen und möglichst realistischen Selbsteinschätzung, die sich über die eigenen Gaben freuen und die eigenen Grenzen annehmen kann, im Bewusstsein, mit diesen Gaben und Grenzen von Gott geliebt zu sein.

Selbsterkenntnis und „wahre Demut“ hat daher für Teresa immer auch mit gesunder Selbstannahme zu tun, weil wir uns von Gott so angenommen wissen, wie wir sind. Sie ist überzeugt, dass es „uns sehr schadet, wenn wir das mit der Demut und der Selbsterkenntnis nicht richtig verstehen“ und uns aufgrund unserer Minderwertigkeitsgefühle kein intensives geistliches Leben zutrauen.“

 

Und hier noch der Link zum ganzen Buch. [Thalia]