Es ist einfach ..

Das Leben ist leichter
mit einem Eispanzer um die Seele.
Bis er am Ende doch zu schwer wird
und wir ihn nicht mehr tragen können;
wir nicht mehr weit mit ihm kommen.
Sicher, es hilft sich andere zu suchen,
die uns unseren Panzer tragen helfen.
Aber die Menschen, die ohne Panzer sind,
die will man oft gar nicht sehen,
ihre Wärme erscheint so bedrohlich.
Die anderen aber, die mit großen, warmen
Worten und Versprechungen winken,
die nur laut genug rufen,
die suchen meist auch jemanden,
der ihren Panzer tragen hilft.
Ja, das Leben ist einfacher
mit einem Eispanzer um die Seele.
Jedenfalls eine Lebensweile lang.
Aber er wird immer dicker und kälter.
Gewiss, man kann das Leben verstehen,
und all die unvermeidlichen
Lebensdinge einfach akzeptieren:
die Vergänglichkeit,
den Verlust geliebter Menschen,
die Schmerzen und Enttäuschungen.
C’est a vie! – So ist das Leben eben.
Aber das ist nicht das Leben! –
das ist leider nur das Leben im Kopf.
Ja, das Leben ist einfacher
mit einem Eispanzer um die Seele.
Aber am bitteren Ende dringt
gar nichts mehr hindurch, –
weder das Licht und die Wärme
anderer Menschen, noch die Wärme
und das Licht der Sonne.
Und dann wird es immer
dunkler und immer kälter
im Herzen und in der Seele.
Da hilft auch keine Musik mehr,
kein bunter Blumenstrauß,
kein heißer Kräutertee.
Alles wird so kalt wie wir selbst.
Ja, das Leben ist einfacher
mit einem Eispanzer um die Seele.
Und ja, man fühlt sich so sicher darin!
Doch man ist nicht sicher …
man ist einfach nur halbtot schon;
hat weniger zu verlieren,
man wagt nichts mehr,
man spürt nichts mehr.
Wer nicht mehr verwundbar ist,
den kann auch nichts mehr berühren.
Eben auch die Liebe nicht, –
nichtmal der Wind, noch der Regen.
Ja, das Leben ist einfacher
mit einem Eispanzer um die Seele.
Aber bring ihn bitte zum Schmelzen;
bevor du ganz vergisst, wie das Leben
einmal ohne diesen Panzer war
…oder bevor du womöglich sogar
niemals wirklich erfährst,
wie das Leben eigentlich ist.
Bring ihn bitte zum Schmelzen,
… bevor du darin erfrierst.


– Janice Jakait / 20.9.19