Es ist ein Märchen, dass Mut frei macht!
Mit jedem Schritt, den man mutig geht,
indem man sich gegen die Vernunft oder
Sicherheit entscheidet, und unbekannten
Boden betritt, da offenbart sich nur die
Unfreiheit auf der nächsthöheren Ebene.
Den größten Mut braucht es demnach,
immer wieder mutig zu sein und dennoch
seinem Herzen zu folgen, – dieser Stimme,
die uns drängt, gegen den Kopf zu handeln.
Und was haben die Mutigen letztlich davon?
Nichts! … am Ende scheint für die Mutigen
oft endgültig alles verloren. Doch genau dann
erst können sie das Wesentliche wiederfinden.
Indem sie ein allerletztes Mal mutig sind
und ihren Fuß beherzt in die Luft setzen;
und blind darauf vertrauen, dass sie trägt.
Doch diesem letzten Mut müssen erst
die Flügel der Verzweiflung gewachsen sein,
erst dann setzt er seinen Fuß ohne zu zögern
ins Leere des vermeintlichen Abgrundes.
Und da steht man dann, aufrecht, im Nichts,
und plötzlich hält man alles in den Händen.
Wer zur höchsten Wahrheit gelangen will, zum vollkommenen Sein, der muss im Geist alles Vorstellbare und Vergängliche loslassen: Alles was er erwartet, was geschehen ist, und alles was er ist und besitzt. Es gibt keinen anderen Weg. Und dieser Weg ist der Weg des Mutes.
„Wenn du lernst loszulassen, wirst du das höchste Ziel erreichen. Es gibt kein anderes Geheimnis zu entdecken. Und das ist alles was ich weiß.“ – Ansari von Herat, Sufi Mystiker, 11. Jahrhundert.