Als im heißen September 1666 das große Feuer in London ausbrach, das 400 Straßen, 13.200 Häuser und 89 Kirchen zerstörte, und etwa 100.000 Menschen obdachlos machte, da war es vielen plötzlich wichtiger noch, die Schuldigen zu finden, als das Feuer zu löschen und zu trauern. Und die Schuldigen waren schnell ausgemacht! Obgleich das Feuer Augenzeugen zufolge in einer Bäckerei ausbrach, mussten es einfach die Fremden und Ausländer gewesen sein! So verfolgte man nun die Jesuiten, Franzosen und Holländer, – wollte sie töten, bis es für keinen „Fremden“ mehr sicher war, in dieser Stadt zu verweilen. Am Ende hängte man sogar öffentlich einen zweifelsfrei Unschuldigen, und die Wut konnte sich entladen. Interessanterweise spiegelten sich in diesem Hass auch die damaligen weltpolitischen Zerwürfnisse wieder. Aber viel mehr noch offenbarte dieses Ereignis wieder, dass das Dunkle und Unterdrückte im Menschen immer nur auf eine unbeherrschbare Gelegenheit wartet, um freizubrechen. Und noch immer in der Geschichte fand sich irgendwann der rechte Anlass, – dann, wenn nur der Schmerz oder die Angst groß genug waren, dann offenbarte sich noch immer alles Verdrängte und Verborgene und wurde über den Zeigefinger auf andere projiziert. Auch wenn man es längst überwunden meinte. Was wirklich in den Tiefen der Menschen köchelt, vor allem das Gefühl der Schuld, bleibt unsichtbar, solange alle nur beschäftigt und satt sind. Wenn keiner darben muss, kennen Toleranz und Entschuldigung nur wenige Grenzen. Doch man kann den Menschen unmöglich an den Worten und Taten in guten Zeiten messen. Erst wenn aller Schein erloschen ist, wenn es kalt und dunkel um ihn wird, da erst erkennt man sein wahres Licht. Das gilt für den Menschen in der großen Gesellschaft ebenso, wie in jeder Freundschaft und Beziehung. -jj.