Ruhe!

Meine gegenwärtige Situation, dass ich einfach alles fließen lasse, damit ich selbst endlich wieder ganz fließen kann, lässt sich an folgendem Beispiel wunderbar verdeutlichen. Ich notiere mir zwei Sachen auf dem Einkaufszettel: Tabak und Zahncreme. Und dann denke ich mir noch: ‚Ach was, wenn der Tabak leer ist, dann hör ich halt auch noch auf zu rauchen.‘ Und dann geh ich zum Briefkasten, und was ist drin: Eine Tube Zahncreme … so ein mittelgroßes Testpäckchen. So in etwa, jeder Tag! Es funktioniert mit Zahncreme, und sogar mit Menschen! – es findet uns, was zu uns gehört, wenn wir uns diesem Vertrauen nur immer weiter öffnen; und es findet uns auf Wegen, die wir mit der Vorstellung nicht erwartet hätten. Und das macht das Sein wieder zum Wunder, zum Unvorgestellten! Und das steht im Kontrast zu allem, wirklich allem, was ich gelernt habe und für „vernünftig“ halte. Denn alles in dieser Welt hat doch einen Preis, nicht wahr? Und alles von Wert kostet große Mühe und Anstrengung … und so mühen wir uns ein Leben lang, wenn es oft auch nur darum geht, bloß nichts wieder zu verlieren. Dabei würde uns alles Wesentliche in jedem Augenblick neu geschenkt, wenn wir doch nur …
… und schon der Buddha mahnte uns, dass wir nur leiden würden, weil wir etwas anderes begehren, als das, was einfach sein will, und was stets rein und vollkommen wäre.

Die Ironie nun aber ist, um dorthin zurückzugelangen, musst du nun auch erstmal alles gegeben haben, irgendwo, irgendwie. So wie Siddhartha sich da selbst erstmal gegen jede Vernunft und fast zu Tode mühen musste, weil er an die Erleuchtung und Buddhaschaft glaubte. Und dann macht sogar dieser Satz in der Bibel Sinn, wo Gott nur die suchst, die ihn mit aller Anstrengung suchen. Nicht die, die nur an ihn glauben, und sich dann in materielle Sicherheiten flüchten. Es ist nämlich der Weg zurück von einem Irrweg, den wir nur alleine zu Ende gehen können, weil wir ihn auch allein begonnen haben. Zurück ins Vertrauen, zu Gott und zurück zu uns selbst finden wir nur, indem wir diesen Irrweg gegen alle existenziellen Ängste und Zweifel auch zu Ende gehen; und es ist egal für welchen Weg wir uns entschieden haben…. und woran wir da nun glauben, ob an profunde Ziele oder an Gott oder gar an die große Erleuchtung. Auf dem Weg selbst wird aus Zweifel dann Vertrauen … und aus Vertrauen wieder Gewissheit. Und was wir dann finden, dafür findet sich kein Wort mehr. Es ist einfach wieder „DAS“, was wirklich ist und was wir wirklich sind, – und es ist nichts mehr von dem, was wir da denken. Egal wie viel und wie „groß“ wir denken.

Ich habe einen Zustand erreicht, in dem es mir völlig egal ist, was ich an materiellen Dingen und „von mir“ noch verlieren könnte. Und was man wirklich braucht und will, mit dem Herzen, nicht mit dem Kopf!, das findet einen. Es ist irre, wie frei das macht, und dass es umso besser funktioniert, je mehr das Vertrauen zur Gewissheit wächst. Und man kann das nicht erzwingen, es ist eine Konsequenz, es wird eine Tugend, die man auf dem Weg erlangt, – und das braucht auch die Zeit, die du brauchst, damit der Mut wächst. Denn das allein ist Mut! – mit aller Kraft vertrauen, wo du noch keine Gewissheit hast! Das ist kein moderner Trend zum Minimalismus und kein bequemer „Ab heute vertraue ich auf Gott“-Vorsatz und kein „Alles ist schon erleuchtet“-Gequatsche. Es ist einfach nur so wie es jetzt ist, – nur in der Erfahrung selbst! – und die nimmst du dann an. Allein das spült dich auf deinen Weg … ein Weg, der mir vor einem Jahr als Kontrollfreak noch allergrößte Panik gemacht hätte. Davon zu träumen ist das eine, aber dann wirklich zu fließen und in allem zu „sein“ … es ist der Untergang einer kompletten Scheinwelt im Kopf, die mein Leben und die ich selbst geworden war. Es kam fast einem Sterben nahe, um endlich das Wunder des Lebens und der Schöpfung wirklich wieder erfahren zu können. Es auch als mein Wunder erfahren zu können.

Als ich völlig allein auf dem Atlantik damals Thor Heyerdahl las, hatte ich ihn noch nicht ganz verstanden, was er da über das Vertrauen schrieb, als er ebenfalls mit seinem Floß über den Pazifik trieb. Aber ich begann zu ahnen, und selbst zu erleben. Er begriff zutiefst, dass selbst auf dem Meer alles zu dir findet, wenn du es kommen lässt, wenn du wirklich vertraust, und nicht zweifelst oder nur hoffst. Das ist dann Gewissheit, und was erstmal gewiss ist, ist dann wahr und da. Alles was uns von allem trennt, ist nur der Zweifel und die Zeit … und das ist auch alles, was uns von Gott trennt, und damit von uns selbst.

Was lebst du denn noch wie ein Bettler! Hast du denn vergessen, dass du ein Teil Gottes bist? Oder lies eben eine schlecht übersetze Ausgabe der Bibel, und dann sei eben auch nur ein Kind Gottes, das wäre doch ebenfalls schon genug um nicht mehr zu betteln und dich zu fürchten.

»Die Apostel mühen sich ab, das Boot unter Kontrolle zu halten, und nutzen ihre ganze Erfahrung, um es sicher durch den Sturm zu bringen. Aber es ist aussichtslos! Den Tod vor Augen wecken sie Jesus und flehen: „Herr, rette uns, wir sterben!“ (Matthäus 8:25). Da fragt Jesus: „Warum habt ihr solche Angst? Habt ihr so wenig Glauben?“ Dann spricht er ein Machtwort zu dem Wind und befiehlt dem See: „Ruhe!“«

Und damit gebe ich auch schon wieder zurück an Facebook und seine Masterclass- und Webinar-Wunderwelten zum Thema „Netzwerk-Marketing“ und „Mit Daytrading zum Millionär“. Schönen Abend euch. – Jeanne via Facebook

Musik beim Schreiben: