Aus dem Leben einer Literatin …
Entweder wir fühlen alles, oder wir fühlen gar nichts mehr! Wirklich empfindsam in den glücklichen Momenten zu sein, bedingt auch, in den nicht so schönen Augenblicken empfindsam zu bleiben. Wer nicht mehr verletzbar ist, der ist auch nicht mehr berührbar. Schmerz, Angst und Sehnsucht gehören zum Leben, sind der Boden, auf dem Glück, Dankbarkeit und Demut wachsen … auf dem der Mensch selbst letztlich erst zum bewussten Menschen erwächst. Wer Gefühle unterdrückt, trampelt lediglich den Boden fest, bis überhaupt nichts mehr darauf wächst.
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Zwischen Licht und Dunkelheit, zwischen Weiß und Schwarz sehen die meisten nur blassgraue Wolken. Einige wenige aber erkennen den Regenbogen und die Vielfalt seiner leuchtenden Farben.
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Du bist zu spät dran heute. Viel zu spät! Und du warst noch nie zu spät zur Arbeit. Du schreibst auch noch auf dem Handy, kaum dass du mit dem Rad durch den Verkehr kommst. Und auf der Arbeit schreibst du weiter. Du warst immer vernünftig, ja vorbildlich fast schon, auch wenn du dir Mühe gabst, rebellisch zu wirken. Und jetzt sollen wir alles hinschmeißen und abhauen? Und jetzt bin ich die Vernünftige plötzlich? Ich seh schon, wir beide tun uns gut.
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Ich weiß nichts richtig, ich kann nichts richtig, aber eines mache ich richtig: ich erlebe richtig viel! Ich erfahre viele dieser Dinge, die sonst nur in Büchern stehen oder über die Filme gedreht werden. Meine einzigen „Skills“ sind Mut, Neugier und eine Überdosis Leichtsinn. Ich versage nur komplett darin, etwas Kluges und Vernünftiges aus meinen Erfahrungen zu machen. Das liegt aber auch schon wieder daran, dass mich längst was Neues fesselt, in dem ich mich „verrenne“. Jetzt komme ich aber ins Alter und werde ruhiger und tiefsinniger. Glaube das ist gut.
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Eigentlich hatten wir uns nur verliebt. Nun aber wägen wir schon gründlich ab, ob wir eine Revolution anstiften sollten, um am Ende zusammen erschossen zu werden, oder ob wir morgen einfach durchbrennen und irgendwann friedlich am Ende der Welt entschlummern wollen, faltige Hand in faltiger Hand. Wenn wir zusammen Zwiebeln schneiden, dann kommt es uns vor, als kochten hier Beauvoir und Sartre in einer engen Pariser Küche und weinen und ringen um ein einziges Wort nur, für dieses Gefühl, das sie verbindet. Aber sie finden keines, in keiner ihrer grandiosen Geschichten, die sie sich erzählen. Und nichts davon ist erfunden.
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Die größte Herausforderung für den Menschen besteht darin, einfach nur mal ein Mensch sein zu dürfen.