Die Menschen drehen sich zumeist nur um sich selbst und spielen ihre kleinen Spielchen mit dir; unbewusst oder gar mit voller Absicht. Dann sagen sie dir, dass sie dich mögen oder gar lieben, (nur) weil es ihnen gut mit dir geht oder sie sich viel von dir versprechen. Und dann ist dir ihre Zuwendung erst einmal gewiss, und sie schenken dir all ihre Zeit und überhäufen dich mit Aufmerksamkeiten und Versprechungen; weil sie sich selbst großartig dabei fühlen und dich mit deinen Sehnsüchten verwickeln können. Das nennen sie auch gern Altruismus oder Selbstlosigkeit dann, wo es sie besonders viel kostet. Einige werden auch einfach gern gebraucht und lassen dich immer bedürftiger erscheinen, verstehst du, weil sie sich sonst selbst hilflos, wertlos und bedürftig fühlen.
Die wenigsten Menschen sehen oder fühlen dich wirklich, da wo du stehst. Aber genau die gilt es zu finden, und so ein Mensch solltest du sein: Ein Mensch, der stets mit dem Herzen gut fühlt, sieht und hört, – das Unscheinbare, das Stille, das Echte! Ein Mensch, der sich auch nicht von inszenierten Dramen oder imposanten Feuerwerken im Kopf oder Körper aus seiner emotionalen Mitte reißen und in eine nahezu unentrinnbare Scheinwelt entführen lässt, die den vernünftigsten und klügsten Gedanken stets einen unvernünftigen Schritt voraus eilt; die den Geist in endlosen Gedankenschleifen beschäftigt hält, und die Herz und Körper, die nicht mehr mitkommen, laut stöhnen lässt. Wenn Körper, Geist und Seele nicht mehr im Gleichklang klingen, dann weiß du bald nicht mehr, was du tatsächlich fühlst oder denken sollst, und am Ende weiß du nicht einmal mehr, wer du bist und was du eigentlich willst. Dann zahlst du einen unangemessen hohen Preis, denn dann kostet es dich deinen Frieden mit dir selbst.
Und du bist naiv, wo du dir in deiner Welt auch nicht vorstellen kannst, dass Menschen dich in vollem Bewusstsein sogar belügen, manipulieren oder ins Chaos stürzen würden, um sich an deinen Gefühlen und Reaktionen zu berauschen und zu bereichern, damit sie sich selbst spüren können. Die leuchtendsten Menschen sind auch zumeist voller Abgründe, mein Kind, – das möchte ich dir mit auf deinen Lebensweg geben!, – Abgründe, so tief und dunkel, dass sie meist selbst nicht mehr auf den Boden hinabschauen können; dass sie nicht einmal mehr erahnen, was sie aus dieser Tiefe heraus bewirken, und dass ihr Leben und Lieben gar kein Fundament hat. Sei achtsam, höre immer auf diese Stimme in deinem Bauch. Bringe sie niemals mit vermeintlicher Vernunft oder naiver Hoffnung zum Schweigen. Sie ist der einzig rechte Wegweiser, der dich zu Menschen führt, denen du tatsächlich vertrauen kannst; auch weil sie ihre Schatten kennen und integriert haben, weil sie ganz bei sich sind und überhaupt darin erst wirklich bei anderen sein können. Und lerne deine eigenen Schatten kennen, und übernimm Verantwortung dafür! Sie wurden dir in deiner Naivität auch von anderen aufgebürdet. Du musst sie nun tragen, konntest dich nicht immer dagegen wehren. Das ließ sich leider nicht vermeiden. Sei nicht böse auf dich und quäle dich nicht mit endlosen Schuldfragen, – an der Schuld eines anderen hätte auch meist ein anderer Schuld, das führt nirgendwo hin.
Zu wachsen und zu reifen bedeutet Verantwortung zu übernehmen, dich gesund zu verbinden und abzugrenzen und damit aufzuhören, in allem nur das Gute und Schöne zu hoffen und das Böse und Hässliche nicht sehen zu wollen. Diese Naivität musst du zwar aufgeben, aber verliere niemals deine Unschuld, denn dann erblickst du nur noch Abgründe in der Welt. Die Wahrheit ist weder schwarz noch weiß, also gibt acht bei allen Menschen, die kein Grau mehr kennen. Hüte dich vor den weißen Engeln ebenso, wie vor den schwarzen Teufeln. Und versuche selbst kein Engel zu sein, und lass dich auch nicht stellvertretend zum Teufel erklären. Sei einfach ein authentischer Mensch, sei dir deines Lichtes, aber auch all deiner Schatten gewahr. Setzte dich mit dir und diesen Dingen auseinander, – die meisten werden sich selbst und nichts davon jemals verstehen. Trage dein Licht unbeirrt in deine Dunkelheit hinein, dann erscheint auch die Welt um dich herum im rechten Licht. Und dann erkennst du auch ohne Zweifel, was Liebe und Bedingungslosigkeit wirklich bedeuten. Übe dich in Geduld, nimm dir Zeit, um dich und andere Menschen kennenzulernen; lasse dich nicht blenden, beirren oder beschleunigen. Nur die Haltlosigkeit hat es eilig, nur die innere Leere duldet keinen Stillstand. Das Richtige überrollt dich nicht und läuft dir niemals davon. Es schenkt dir stets Klarheit und tiefen Frieden!
**Dinge, die ich meinem Kind mit auf den Lebensweg geben würde … und die ich wünschte auch selbst früher erfahren zu haben.**