Herz an Kopf

„Ist nett gemeint, lieber Kopf! Du, vielleicht steckten wir beide, du und ich, Herz und Kopf, noch früher in schmerzhaften Situationen fest, und wurden wieder und wieder verletzt. Gott, allein die Schule, weißt du noch? – und was die uns alles eingeredet haben! Klar, hast einen Kinderpanzer mit Kanone damals aus uns gemacht, willst aufpassen und dich wehren, dass das ja nie wieder geschieht. Aber die Umstände sind heute andere, nicht wahr? Und die Schule kann uns mal, weißt du noch wie wir damals dort rausgeflogen sind, das war Teamwork!


Die Bedrohungen sind eigentlich weg und du hättest so viele andere Möglichkeiten heute, um damit umzugehen, hörst du! Du bist gar kein Kind mehr, du bist erwachsen geworden! Du brauchst keine Panzer, du brauchst nicht stärker sein oder besser – du brauchst dir keine Urkunden, Noten oder Blechpokale mehr zu verdienen.

Es ist ok so, wie du bist!


So viele Bedrohungen sind nicht mehr da! Und du bist viel größer, wehrhafter und klüger geworden!
 Es sei denn … du suchst diese Bedrohungen wieder und wieder, versuchst sie mit den alten Mitteln zu lösen, weil du noch festhängst in deiner alten Welt. Ist es nicht so? War es nicht so! Kannst nicht loslassen, oder? Weil so ein starkes Gefühl dabei war damals, weil es sich so eingebrannt hat!


Ich will nur etwas anderes fühlen jetzt, sonst nichts, hörst du? – und da ist so viel mehr zu fühlen, glaub mir! Lass uns das fühlen, was jetzt ist! Ok? Nicht das, was mal war .. und wieder war, und wieder war. Ich bin müde, Kopf, fahre doch den Panzer bitte langsam rechts aus dem Kreisverkehr, der sowieso immer enger wird! Rechts, schaffst du das noch! Bitte nicht links! Danke, habe dich lieb! Wir schaffen das!“

‚Ja, das macht schon irgendwie Sinn, dachte sich der Kopf.‘

Gedanken, so allein auf dem Ozean – Entwurf „Liebe und die Kunst, sich hinzugeben statt sich herzugeben“ / Janice Jakait / ISBN 978-3958031302 / 2017 / Scorpio Verlag