Jede Erkenntnis, die wir ohne Demut nur als Maßstab an die eigene Größe anlegen, ist der Tod des Bedingungslosen, des „Wunders“, das(s) da ist, das(s) wir da sind! Der Verstand will allzu schnell Hingabe, Hoffnung, Imagination und Liebe in völlige Transparenz und Kontrolle transformieren. Und selbst wo das jemals gelänge, es wäre dann in völliger Transparenz ebenso befreit von jedem Sinn, jeder Dramaturgie und Choreographie, es wäre womöglich ganz durchdrungen und verstanden, wie ein Lied, das hunderte Male gehört wurde – und dann: wie alles andere auch: wäre es im Kopfe kalt, berechenbar und tot, „die Hölle des Gleichen“. Dann würde DAS, was nur mehr in Gedanken tot SEIN SOLL, doch nicht mehr geteilt werden können oder wollen … ganz im Gegensatz zu DEM, das da vor unseren Füßen liegt und einfach nur lebendig und doch in seiner Größe unfassbar IST.
„Das Licht, das für sich selbst leuchtet, ist Finsternis.“ (Altes Sprichwort)
„Unsere Sache ist es, den Funken des Lichts festzuhalten, der aus dem Leben überall da hervorbricht, wo die Ewigkeit die Zeit berührt.“ (Friedrich Schiller)
„Von Ihm, dem Licht der Lichter, wird gesagt, Es liege jenseits der Dunkelheit; das Wissen, das zu Wissende und das Ziel des Wissens, das im Herzen aller ist.“ (Krishna, Bhagavad Gita XIII.17, das Buch, aus dem Oppenheimer zitierte.)
„Ich bin das Licht der Welt; wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben.“ (Jesus, Johannes 8.12)
Ich kann nur so hell leuchten, wie Du mich überhaupt leuchten lassen kannst. Bis du irgendwann vielleicht damit aufhörst – und ich endlich von selbst strahlen darf! Bis dahin hoffe ich einfach weiter … und will Dir gern ein Lichtlein zu sein.
Ich habe das Licht – das wir da teilen – wieder entdeckt, das ich dereinst als Kind verloren und vergessen, als ich endlich sprechen und verstehen konnte. Es ist kein „Gott“ der als Name in Büchern steht, und doch in jeder Sprache anders heißt, es ist kein „Gott“ der in Kirchen und Tempeln als Fratze an Wänden hängt und im beschränkten Verstand der Menschen herumirren will … und es ist es doch! Strahlt überall, gleißend, heller als eintausend Sonnen, in Dir, in jeder Blüte, in jedem Wort, in mir. Echt und rein und bedingungslos. Ich bin ergriffen und längst auf Knien vor Dir, vor allem vor DIR! Lach mich aus, sperr mich ein in Konzepten, Vorurteilen, hefte mich ab! – ich bin furchtlos und ich vergebe und fühle mit Dir. Ich kämpfe nicht, kämpfe ja doch nur gegen andere einen Stellvertreterkrieg gegen mich selbst. Je mehr ich anderen vergeben kann, desto mehr vergebe ich mir selbst. Der einzige Weg raus aus der Finsternis.
Ich bin nur eine Närrin, die auf einem Berg wohnt, damit die Sonne noch einen Moment eher für mich aufgehen kann. Was braucht es jetzt jemanden zu kümmern, was ich da schreibe, wo die Gedanken noch hell genug in ihm leuchten wollen, nur um sich selbst zu blenden – sich um Nichts drehen, als um sich selbst. Wenn es nur finster genug wird, alles erst durchdrungen und durchdacht ist … und sich doch kein Ausweg mehr findet, kommt womöglich das große Erwachen, die Hilflosigkeit und die Verzweiflung. Ein fruchtbarer Boden, in dem die Liebe wieder von der Hingabe zur größten Zuversicht erwachsen kann. Darin geht noch jedes Unkraut ein, das völlig außer Kontrolle im Kopf wuchert. Ich bin hilflos in dieser unfassbaren Liebe, die keine Kontrolle mehr kennen will, und darin bin ich nichts als Zuversicht und Hoffnung und Furchtlosigkeit. Und das ist so wunderbar verwirrend in jedem bedingten Gedanken, der bedingunglos in mir darüber erwacht. Ich sitze hier, lache und weine und bin sprachlos, wo ich endlich die Welt begreife, ohne mehr zu erwarten, sie nur verstehen zu können. Und ich bin so gern hilflos ob meiner Gefühle, auf Knien, wenn ich Dich sehe und hoffe, dass Du mir die Hand irgendwann reichst und zu mir runter kommst.
„Ich bin ein Teil von jener Kraft, die stets das Böse will und stets das Gute schafft“ (Mephisto, Faust, Goethe)