Ich ahne es, das hier wird ein komplizierter Eintrag. Zumindest wo ich mich wirklich überwinde, ehrlich bleibe und schreibe was ich gerade noch so mutig in den Blog tragen wollte. Missverständnisse vorprogrammiert! Mehr als zwei Wochen sind vergangen seit meiner Rückkehr vom Ozean, und ich beginne langsam zu verstehen, dass ich nicht mehr so problemlos funktioniere im Alltag – und einen Großteil meiner Energie darauf verwende, mich vor dem Schatten dieser Tatsache, im bunten Licht der Ablenkung zu verstecken. Ja, der Alltag ist tatsächlich zurück, und so schön die Seifenblase auch ist, in der ich gerade noch Schutz finde, sie schwebt dennoch nunmehr nur noch über Asphalt und nicht über dem Wunderland. Und sie schwebt nicht mal mehr richtig, sie schlingert mehr und mehr um einen Ereignishorizont herum. Fakt ist: Vor mir rotiert ein Schwarzes Loch! Das berühmte schwarze Loch am Ende einer großen Anstrengung. Und Fakt ist auch: Es verschwindet nicht einfach, nur weil ich mich weigere hinzusehen.
Es gibt so viel zu tun. Emails und Briefe warten; die Webseite verwaist; die Planungen fürs nächste Projekt; Interviews; das Buch … hilft nix: Da ist trotzdem ein Schwarzes Loch und es zerrt an mir, zieht mich durch den Raum, egal wie schwer ich mich noch mit Aufgaben belade. Es zerrt und zerrt an mir, und wann immer ich es mit geschlossen Augen in seiner kompletten Ausdehnung überlicke, verspüre ich auch Erleichterung in dem Gedanken, mich vielleicht einfach hinein fallen zu lassen. Und dann? Dauerschlaf und Ewigträume?
Nein, gibt Schlimmeres, aber ich meine was soll ich sagen: Ich bin zurück, ich habe mich verändert – die Welt in die ich zurückkehrte ist jedoch die gleiche geblieben. Ich bin in einer Schutzblase, aber nicht mehr an die Geschwindigkeit an Land gewöhnt. Doch von den Reizen überflutet. Folglich durchlöchern mich alte und unbequeme Tatsachen, wenn auch abgemildert, noch immer – nun halt einfach mit doppelter Schussfrequenz: Der gleiche Mist in den Nachrichten, die gleichen Kopfschmerzen wenn ich das Autoradio andrehe. Augenkrebs im Internetbrowser und womöglich Magenkrebs von der bunten Chemie-Cuisine in meinem Kühlschrank. So Sachen eben. Und draußen, In der Stadt? – Überall ist Krach, aber ich vernehme keine Botschaft. Aus allen Richtungen durchlöchern mich sterile Farben, die aber nach nichts riechen oder schmecken. Eine Vergiftung der Sinne. Wie ich mich fühle? Ich fühle mich, als wäre ich mit Lichtgeschwindigkeit in meinem Puppenstubenboot gerudert, hätte die Zeit dilatiert und schlage nun als kleines Kind wieder genau auf dem selben Spielplatz auf, den ich einst als Erwachsene verlassen und vergessen habe. Will wieder spielen, aber inzwischen ist der Sandkasten verdreckt, das Klettergerüst natürlich verrostet und die Schaukel quietscht, dass es in den Ohren schmerzt. Und dann steht auch noch so ein Typ am Eingang und verlangt jetzt Eintrittsgeld. Absurd. Bin ich hier wirklich richtig? Der selbe Spielplatz? Die selbe Stadt? Das selbe Land? Ist es überhaupt der richtige Planet auf dem ich wieder (an)gelandet bin?
Ich glaube es ist immer einer Frage wie sehr man sich auf sein Erleben einlässt – bin mir sicher dass andere längst wieder komplett angekommen wären und wie ein Uhrwerk funktionierten. Aber ich finde diese Erfahrung faszinierend. Man steht neben der Welt und ein wenig neben sich selbst. Folglich weiß man auch nicht wohin mit der Euphorie die man im Gepäck hat. Hat man doch soviel Euphorie und Hoffnung zurückgebracht – aber ist damit in einer Seifenblase gefangen, kann es nicht recht verteilen. Diese schwarze Löcher am Ende einer so langen Reise sind keine Überraschung – sie gehören dazu und sie rotieren vielleicht auch zu einem großem Teil um den Kern der Ernüchterung, nun nicht einfach aus der Schutzblase springen, und mit dem Zauberstab die Welt verzaubern zu können. So ein Mist aber auch!