Je näher ich mich an die Insel heran rudere, um so mehr werde ich von den absurden Problemen meiner Logistik wieder eingeholt. Ich bin noch nicht einmal richtig im Vorgarten des Palmen-Paradises angekommen, da muss ich mich auch schon langsam wieder um den Rücktransport des Bootes kümmern. Wow, für 6800,00 US$ geht es per 40ft Container nach Hamburg. Nochmal: Wow!!! Das war eigentlich anderes geplant. Folglich müssen wir jetzt eine Alternative finden, vielleicht nach Antwerpen oder Rotterdam .. oder -und ich tendiere langsam stark dazu!- halt zurückrudern über den Golfstrom. Und überhaupt: Warum will ich das Boot eigentlich wieder nach Deutschland holen? Setzen wir es doch auf Grund!- Hat doch seine Schuld getan! O-D-E-R?
Ich habe total verrückte Pläne im Kopf. Das hier hört NIE mehr auf, so fürchte ich. Ich bin ein Vampir der Sinne geworden, und habe Blut geleckt. Viel Blut! Vielleicht rudere ich nicht sofort für ein halbes Jahr über den Pazifik, oder quere gleich nächste Woche nach dem Frühstück die Drake-Passage im Ruderboot … nein, aber ich habe spannende -und vor allem überraschende!- Gruselgeschichten für Vampirskinder im Kopf – das hier ist nie mehr vorbei! Es wird jetzt einiges an anstrenger Zeit an den Stränden der Insel benötigen, einige eiskalte Drinks für den heißen Kopf und schmerzhafte Massagen auf den Strandliegen, bevor ich endgültige Entscheidungen treffe und meinem Boot hinterher reise. Egal wohin und in welche Zukunft.
Ihr merkt es … ich drängle ein wenig, fürchte auch, es wird der letzte (Blog)Eintrag von See sein, den ich absetzten kann. Gesetzt dem Fall, dass nichts Ungewöhnliches mehr passiert und ich am Ende vielleicht doch nach Florida rudern muss … oder so. Nein, Es wird jetzt knifflig und so langsam packe ich im Boot alles um. Ich werde in den letzten Tagen und Stunden höchstwahrscheinlich sehr im Stress sein. Jetzt kommt es drauf an, jetzt muss alles passen. In diesem Sinne: Drückt mir eure drei Daumen, dass ich es standesgemäß zu Ende bringen und mein Boot in Kürze und eigenhändig im Hafen vertäuen kann. Danach bin ich wieder für euch da. Doch jetzt versuche ich einmal mehr mein Bestes zu geben und die letzten Atemzüge ganz bewusst und bewusst allein, ganz im Stillen, zu inhalieren.
Der genaue Ankunftstermin ist natürlich nach wie vor ein wenig spekulativ! Zuviele Faktoren sind noch unbekannt. Auch sollte ich nicht unbedingt im Sternenlicht den Riffen ausweichen. Ich rechne jedoch fest damit, dass ich am Montag Morgen, dem 20.2. die offizielle Ziellinie auf 59°36N, nördlich von Barbados überquere, und es dann bis zum Einbruch der Dämmerung bis in den Hafen schaffe. Dort existiert im Übrigen eine Webcam auf der ihr mir Sektkorkenknallend, Zigarrenrauchend und Raktenabfeuernd zuwinken könnt! Gehen wir’s an!