Achtzig Prozent meiner Energie verzehrt die Vorbereitung, nur 20 Prozent am Ende die Überquerung selbst. Aber wer glaubt mir das schon?! Das extreme Auf und Ab in der Vorbereitung kann ach so unbeschreiblich zermürbend sein. Und dabei glauben doch die Meisten, solch‘ ein ungewöhnliches, aufsehenerregendes Projekt entwickelt sich zwangsläufig zum Selbstläufer – die Vorbereitung: alles nur Spaß und ein elektrisierendes Vorspiel. Aber kaum jemand, der so ein Projekt vorantreibt, traut sich ehrlich über Niederlagen und Enttäuschungen zu schreiben. Wen wundert es also. Sollte ich das ändern? Ich finde Ja!
Der Tag gestern war eine Katastrophe. Seit Längerem warte ich noch auf die Rückmeldungen von einigen wenigen großen Unternehmen, die Interesse an einer Zusammenarbeit aufgezeigt hatten. Erwartungsvoll klang es meist, und in einigen Fällen -und das ist wirklich bitter- bekam ich bereits eine feste Zusage (gefolgt von längerem Schweigen). Kein Grund aber zu drängeln, so dachte ich. Ein Wort ist ja ein Wort, nicht wahr? Und wo man sich dann darauf verlässt, alternative Angebote ablehnt (man will ja fair miteinander umgehen und niemanden „zappeln lassen“) da kratzt es dann schon an der Seele, wo sich plötzlich die überraschende Absage präsentiert. Und ich rede hier nicht davon dass ich mir etwas erhoffte, nein, in 50% der Fälle hatte ich wirklich die Hand darauf bekommen. „Alles kein Problem, wir machen das!“ Am Ende aber übernimmt man sich, oder hält gar nicht die Entscheidungsgewalt inne um so eine Zusage treffen zu dürfen. Kann ich das ahnen? Dann duckt man sich weg und hofft Frau Jakait hat längst eine andere Firma im Boot.
Das Projekt geht davon nicht unter, solche Niederlagen gehören dazu, kosten aber Zeit und Energie. Und sie tun trotzdem weh. Vor allem wenn sie in einer derartig hohen Absagedichte an einem Tag aufschlagen. Was aber nun zuerst einmal darin begründet liegt, dass ich natürlich gestern im großen Umfang auf eine Rückmeldung drängte. Nein, das ist nicht die Regel – zu 90% kann ich mich auf Zusagen blind verlassen – aber es gibt sie eben, diese Tage und Unternehmen. Und ganz abprallen lassen, nein, das kann niemand. Zu oft habe ich das bei anderen Projekten miterleben dürfen. „Nimm’s nicht persönlich!“ … jaja, ich weiß.
Nun, der Tag war eigentlich für mich gelaufen. Ich war enttäuscht, da man sich oft auch im Menschen geirrt hatte. Ein gutes Gefühl, Empathie, die ganze Vertrauenskiste eben. Ein einfaches Nein wäre so unkompliziert gewesen. Aber Zusagen werden getroffen … und wenn es auch manchmal nur ein: „Wir melden uns in Kürze und sehen dann weiter“ war. Einfache Absprachen, Rückrufe … solche Dinge eben. Wo dann noch Equipment fest zugesagt! wurde, nun ja.
Am Ende waren es sechs große Absagen gestern. Davon waren drei besonders enttäuschend, da ich, wie erwähnt, bereits eine feste Zusage erhielt. Der Rest? Gut, da habe ich viel gehofft und alles klang sehr positiv. Ganz klar: Mein Fehler. Aber die Lektion lernt man zwangsläufig und kann damit irgendwann sehr gut umgehen.
Also gilt wieder einmal folgendes: Meldet sich jemand nicht wie versprochen nach einem Meeting, und passiert das ein zweites mal, dann stehen die Chancen gut darum, dass man einem Heißluftballon aufgesessen und etwas zu hoch mitgeflogen ist. Um das zu verhindern, um nachteilige Konsequenzen zu vermeiden, bleibt nur eines: Zügig nachhaken, nicht lockerlassen und im Zweifelsfall auch zügig wieder abspringen. Klingt grausam, aber wer den Rattenschwarz erahnt, der an solchen Zusagen hängen kann, der hat mir womöglich sowieso schon längst eine Email geschrieben – „Janice, sei nicht immer so nett!“
Ich lag da, schüttele mit dem Kopf und ärgere mich wirklich mal wieder so richtig über mich selbst. Zweifle ein wenig an meiner Menschenkenntnis und, klar, fühle mich verletzt. Menschlein eben.
Und dann macht es *klick*. Die Post steht vor der Tür und meine neuer EasyTRX2 AIS Transponder von Weatherdock ist da. Das Email Postfach beginnt zu blinken, und bigHead aus England gibt mir das Ok für das Sponsoring. Das Paket ist bereits auf dem Weg! Wieder klingelt es an der Tür und die hochspezielle Feuchtigskeits-Barriere-Creme von Casa Castile aus Afrika ist da. Das Telefon klingelt, ein Unternehmen hat mich im Netz gefunden, möchte helfen. Und Avirow schickt mir die Bestätigung, dass meine neuen Spezial-Karbonruder auf dem Weg nach Deutschland sind. 3M schnürt ein neues Paket und … ach, so vieles, was ich noch nicht verraten darf. Nun sitze ich hier, schüttle wieder mit dem Kopf und ärgere mich darüber, dass ich den Tag gestern nicht einfach abhaken konnte. Ich wusste es ja besser. Naja, Menschlein eben.
Und nun? Alles wie bisher! Projekt auf Kurs. Ersatz wird sich finden, Energie habe ich genug. Niederlagen gehören dazu. Wie Marcus heute so schön schrieb: „Umwege erhöhen die Ortskenntnis“. In diesem Sinne: Ich weiß wo ich hin will, alles andere findet sich!