Kalt wird’s draußen des Nachts. Und trotzdem, im Boot schlafe ich im Moment am Tiefsten. Im Schlafsack verkrochen – das Audiosystem hat die Batterien leergesaugt, die Teelichter sind gelöscht. Ganz allein mit dem Fauchen des Windes in einer stockdunklen, hundert Meter langen, ausgekühlten Vorkriegs-Industriehalle am Rande der Erdscheibe. Solange ich den warmen Schlafsack nicht verlassen muss, raus muss in die Kälte, ist die Welt noch wunderbar und in Ordnung. Das Kondenswasser läuft angestrengt die Luken und Wände herunter, der Regen fällt unstetig -dann aber in langen Bindfäden- durch die Löcher im hohen Glasdach aufs Boot und schlägt auf dem Deck ein wie ein schwerer Blutstropfen, der in meinem Krimi gestern noch dem Serienkiller vom Messer tropfte. Ich sollte wieder mehr Fachbücher lesen, so entscheide ich just in diesem Moment. Aber mal ernsthaft: Gewöhnen könnt‘ ich mich daran, aber wer soll das schon verstehen? Und die nackte Sinnfrage einmal nicht in den Raum geworfen – ja, ich erfahre diese Zeit mit dem Boot als ungemein inspirierend und, doch, wirklich entspannend, erdend. Ganz bewusst konfrontiert mit der Enge, dem Luftmangel in der hermetisch verschlossenen Kabine in dunkelster Nacht – jeder Zentimeter des Bootes erschliesst sich mir, jeder Griff findet wieder in der Dunkelheit sein Ziel. Die Zahl der blauen Flecke an meinen Beinen nimmt Woche um Woche ab – ein Indiz dafür, dass ich mit dem neuen Boot zusammenwachse. Auf die harte Tour eben.
Die alten Batterien – Burned out. Laden, Entladen, Laden … Tag um Tag. Schwer zu beschreiben warum ich soviel Zeit mit meinem Baby verbringe. Schnell wäre alles ausgebaut, Zuhause verkabelt und gemessen. Will ich aber nicht. Ich will frieren – ganz bewusst. Schon sonderbar welche Beziehung man zu einem Boot aufbauen kann, welches nur allzu bald über mein Leben wachen muss. Und sonderbar auch, wie das Vertrauen erst wächst wo man z.B. über das Ladekabel stürzt und mit der Schulter gegen das massive GfK knallt. *Knack* Es sind diese Berührungen der unsanften Art, die meinem unschmeichelbaren, unbestechlichen Gewissen Ruhe bringen. Schlag um Schlag, Beule um Beule. Und ja, mein Kopf ist voll davon. Meine Art eben, um die Mikro-Dimensionen meiner Schlafkabine zu erkunden. Man stößt sich nur einmal an der gleichen Stelle, am gleichen Bolzen – gut also, wo mir langsam die Schlachtfelder an der Decke ausgehen. Und Ende verschwindet das Skelett dann sowieso hinter dicken Matten – aber gelernt ist eben gelernt. Ja, wir wachsen zusammen. Ich fühle mich unglaublich wohl – in meiner „Zweitwohnung“ *lacht*. Das alles klingt sicher total abgefahren. Jede Wette. Aber auf hochhaushohen Wellen bekommt die Definition vom „Vertrauen ins Material“ eine andere Bedeutung. Jeder Segler weiß das.
Schön ist es dann, wenn es am nächsten Morgen konkret weiter geht. Wenn man sich zerknautscht aus dem warmen Schlafsack schält, wenn Rückschläge vergessen, weggeträumt wurden. Heute z.B. war so ein Tag. Kaum bin ich erwacht, da besuchte mich schon Michael aus Frankfurt von der Firma Navico (Simrad / Lowrance) und überbringt mir zum Frühstück gute Nachrichten, tolles Equipment und brilliante Ideen.
Ich benötige neue GPS Karten-Plotter und ein Handgerät. Dazu noch ein neues, effizienteres Audiosystem und der Autopilot – die Krone der Herausforderungen. Mit den Geräten von Simrad und Lowrance fahre ich hier auf der sicheren Seite. Und, frei heraus: mit dem Team, das mir dort zur Seite steht, fühle ich mich sehr, sehr wohl.
Dazu passt perfekt die nächste Neuigkeit: Erst gestern noch hatte ich ein tolles Gespräch mit Navionics, dem Markführer im Bereich elektronische Seekarten. Karten, die mir natürlich auch in den Karten-Plottern das Leben ungemein erleichtern würden. Ich bekam sofort die Unterstützung und schon heute Nachmittag, per Express Post, wurden mir die SD-Karten aus Holland zugestellt. Geht es überhaupt noch schneller und unkomplizierter? Perfekt! Und so kann ich Dank meinem von Michael überbrachten Lowrance HDS-5 Testgerät und den Karten von Navionics schon 24h nach unseren Telefonaten testen. Wo nur jede Herausforderung so unkompliziert zu stemmen wäre 🙂