Ich habe nicht vergessen, dass ich etwas über Schwerwetter, Stürme und den Sturmanker zu erzählen versprach. Vielleicht schaut ihr euch die folgenden, durchaus dramatischen Videos einmal an, um einen ersten Eindruck davon zu bekommen, wie tapfer sich ein so kleines Ruderboot in rauer See überhaupt schlägt:
Der Nachteil eines Ruderbootes, im Vergleich zum Segel- oder Motorboot, ist in erster Linie selbstverständlich die geringe Geschwindigkeit sowie der nur eingeschränkt verfügbare Antrieb und die daraus resultierenden Probleme in der Manövrierbarkeit – vor allem bei hohem Wellengang. Eine Vermeidung ungünstiger Wetterlagen, ein Ausweichen, ist mit zwei bis drei Knoten überhaupt nur dann möglich, wenn diese Entwicklungen frühzeitig bekannt sind und es sich um eher lokale Wetterphänomene handelt. Das heißt zusammengefasst:
Zuverlässige, frühzeitige Wetterprognosen sind enorm wichtig. Die meisten Stürme müssen jedoch ausgesessen werden wobei das Boot dann nicht manövrierbar ist und aufgrund seiner Größe zum Spielball von Wind und Wellen wird. Das stellt folgende Anforderungen an Boot und Besatzung: Umfangreicher und individueller Wettersupport (+Kenntnisse). Das Boot muss dem Ruderer Schutz bieten, ausreichend stabil in Material und Schwerpunkt … sowie selbstaufrichtend nach ein Kenterung sein. Genügend Reserven in Nahrung und Frischwasser bieten, wo bei längerem Unwetter die Solarzellen Ihren Betrieb einstellen. Das bedeutet: alle wichtigen Funktionen an Bord müssen auch manuell und ohne Strom sichergestellt werden.
Und nicht zu vergessen: Der Ruderer muss dem enormen psychischen Stress gewachsen sein und sich zudem ausreichend vor körperlichen Verletzungen und Unfällen schützen. Einige dieser Themen haben ich bereits in früheren Einträgen angesprochen. Kommen wir also zum Thema: “Ein Spielball der Wellen”
Ohne Antrieb ist das Boot nicht in der Lage korrekt in den Wellen gehalten zu werden. Das bedeutet, dass das Boot im ungünstigsten Falle quer zu einer Welle steht, überspült wird und dabei kentert. Auch ist es möglich, dass das Boot kopfüber kentert, wo es an einer hohen Welle aufläuft. Beschädigungen am Boot, Verletzungen, Stress, Angst, Panik – wie bereitet man sich darauf vor, wie schützt man sich?
Doch von welchen Wellenhöhen sprechen wir hier überhaupt? Der Bootstyp hat sich weitgehend auch in schwersten Stürmen in Wellen bis zu 16 Metern bewährt, ist also im wahrsten Sinne “hochseetauglich”. Wellen im Atlantik können im Einzelfall bis zu mehr als 20 Meter hoch werden, was jedoch nicht nur Ruderboote vor gewaltige Probleme stellt. Ich werde die Sturmsaison meiden, womit es ziemlich unwahrscheinlich ist, dass ich das Auge eines Hurrikans kreuze. Die “intensive” Erfahrung durften jedoch schon einige Ruderer machen (trotz bestem Support, optimalster Vorbereitung ..) – will heißen: natürlich muss ich damit rechnen, mich trotzdem darauf vorbereiten. Übrigens: Eine wirklich gute Übersicht zum Thema Wind und Wellenhöhe bietet Wikipedia.
Doch zurück zum Sturmanker: Da der Bug natürlich der Teil des Bootes ist, der den höchsten Belastungen im Wellengang standhält, macht es natürlich Sinn diesen im Sturm auch direkt in die Wellen zu halten. Dieses Manöver gewährleistet darüber hinaus, dass das Boot nicht von der Seite überspült wird und kentert. Ganz gleich ob Segelboot, Motoryacht oder Megatanker. Nur wie halte ich ein Ruderboot in meterhohen Wellen in den Wind und die Wellen, wo es von den Wellen überspült würde und jederzeit kentern und den Ruderer mit unter Wasser reisen kann? Rudern in 10 Meter hohen Wellen? Natürlich ist irgendwann Schluss.
Hier kommt der Sturmanker ins Spiel. Es handelt sich dabei um eine Art “Fallschirm”, der sich im Wasser ausbreitet und über Nylonseile mit dem Boot verbunden ist. Deshalb auch “Parachute Achor” oder kurz “Para-Achor”. Der Anker wird mit dem Seil über ein Kette am Bug befestigt. Natürlich sollte er ERST befestigt und erst DANN ausgeworfen werden, klar *g
Der Schirm füllt sich mit (je nach Größe) mehreren Tonnen Wasser, entbreitet sich in ganzer Größe. Da die Geschwindigkeit in/auf den Wellen höher ist, als die Strömung unter Wasser, bewegt sich das Boot schneller als der Anker – und zwar mit den Wellen vom Anker weg. Der Anker wird also zur “Bremse”, und zieht über das Seil am Bug des Bootes. Damit “zieht” er den Bug exakt in die Wellen, die über dem Anker rollen. Ich glaube ich sollte nicht zu sehr ins Detail gehen, aber das Nylon Seil absorbiert dabei ein Großteil der Energie, die natürlich bei dem Auf und Ab der Wellen zwischen Schirm und Bug am Seil aufläuft. Die Kette verhindert ein Durchscheuern am Bootsrumpf.
Nicht kompliziert, oder? Das Boot richtet nun im Sturm seinen starken Bug in die Wellen womit ein Kentern unwahrscheinlicher wird und das Boot überhaupt ruhiger in den Wellen liegt. Das Gewicht des Schirmes hindert das Boot ja daran, den Wellenberge all zu schnell zu erklimmen. Aber noch etwas zu den Dimensionen: Die Größe des Schirmes richtet sich nach der Verdrängung eines Bootes. Die optimale Länge des Seiles nach der Wellenlänge der Wellen. An einem Ruderboot von sieben Metern macht das einen Schirmdruchmesser von acht oder neun Fuss, also etwa drei Metern. Benötigt wird weiterhin ein Seil mit bis zu 100 Metern Länge. Ist der Schirm zu groß, zu klein oder ist das Seil zu kurz, kann es unter Umständen sogar recht gefährlich werden. Das Schirmgewicht ist übrigens mit fünf Kilogramm kein Thema, womit ich drei dieser Schirme an Bord haben werde – ergänzt um eine Drogue (Teibanker).
Also, alles kein Hexenwerk. Der Sturm zieht irgendwann vorüber (hoffentlich!) und wir rudern weiter. Oh! Moment! Wir sollten natürlich erst den Schirm wieder einholen. Doch wie? Es ist absolut unmöglich den gefüllten Schirm an Bord zu ziehen, auch können wir das Boot unter Umständen nicht zum Schirm rudern. Was tun wenn der Schirm während eines Sturmes aus dem Wasser muss? Und nun? Für diesen Zweck wird eine Trip Line, ein dünnes Seil, über eine Boje mit der Schirmspitze verbunden. Zieht man daran, fällt der Schirm zusammen. Voila. Einholen, einpacken, weiter rudern. Wo dies nicht gelingt wird es gefährlich, wie ihr oben im ersten Video sehen konntet.
Der Sturmanker ist natürlich nicht in jedem Sturm die optimale Lösung. Und er bietet auch keinen wirklich einhundert prozentigen Schutz vor dem Kentern. Aber darüber hinaus bietet er noch einen weiteren Vorteil: Er verhindert bei ungünstigen Wind und Strömungsverhältnissen den Abdrift des Bootes vom gewünschten Kurs. Vor allem in der Nacht, wenn niemand an den Rudern sitzt. Auf das man die geruderten Tageskilometer nicht im Schlafe einfach wieder komplett verliert.
So … dann hätten wir das auch geklärt, oder? Fragen einfach per Mail oder als Kommentar in den Blog!
Ich habe nicht vergessen, dass ich etwas über Schwerwetter, Stürme und den Sturmanker zu erzählen versprach. Vielleicht schaut ihr euch die folgenden, durchaus dramatischen Videos einmal an, um einen ersten Eindruck davon zu bekommen, wie tapfer sich ein so kleines Ruderboot in rauer See überhaupt schlägt:
Der Nachteil eines Ruderbootes, im Vergleich zum Segel- oder Motorboot, ist in erster Linie selbstverständlich die geringe Geschwindigkeit sowie der nur eingeschränkt verfügbare Antrieb und die daraus resultierenden Probleme in der Manövrierbarkeit – vor allem bei hohem Wellengang. Eine Vermeidung ungünstiger Wetterlagen, ein Ausweichen, ist mit zwei bis drei Knoten überhaupt nur dann möglich, wenn diese Entwicklungen frühzeitig bekannt sind und es sich um eher lokale Wetterphänomene handelt. Das heißt zusammengefasst:
Zuverlässige, frühzeitige Wetterprognosen sind enorm wichtig. Die meisten Stürme müssen jedoch ausgesessen werden wobei das Boot dann nicht manövrierbar ist und aufgrund seiner Größe zum Spielball von Wind und Wellen wird. Das stellt folgende Anforderungen an Boot und Besatzung: Umfangreicher und individueller Wettersupport (+Kenntnisse). Das Boot muss dem Ruderer Schutz bieten, ausreichend stabil in Material und Schwerpunkt … sowie selbstaufrichtend nach ein Kenterung sein. Genügend Reserven in Nahrung und Frischwasser bieten, wo bei längerem Unwetter die Solarzellen Ihren Betrieb einstellen. Das bedeutet: alle wichtigen Funktionen an Bord müssen auch manuell und ohne Strom sichergestellt werden.
Und nicht zu vergessen: Der Ruderer muss dem enormen psychischen Stress gewachsen sein und sich zudem ausreichend vor körperlichen Verletzungen und Unfällen schützen. Einige dieser Themen haben ich bereits in früheren Einträgen angesprochen. Kommen wir also zum Thema: “Ein Spielball der Wellen”
Ohne Antrieb ist das Boot nicht in der Lage korrekt in den Wellen gehalten zu werden. Das bedeutet, dass das Boot im ungünstigsten Falle quer zu einer Welle steht, überspült wird und dabei kentert. Auch ist es möglich, dass das Boot kopfüber kentert, wo es an einer hohen Welle aufläuft. Beschädigungen am Boot, Verletzungen, Stress, Angst, Panik – wie bereitet man sich darauf vor, wie schützt man sich?
Doch von welchen Wellenhöhen sprechen wir hier überhaupt? Der Bootstyp hat sich weitgehend auch in schwersten Stürmen in Wellen bis zu 16 Metern bewährt, ist also im wahrsten Sinne “hochseetauglich”. Wellen im Atlantik können im Einzelfall bis zu mehr als 20 Meter hoch werden, was jedoch nicht nur Ruderboote vor gewaltige Probleme stellt. Ich werde die Sturmsaison meiden, womit es ziemlich unwahrscheinlich ist, dass ich das Auge eines Hurrikans kreuze. Die “intensive” Erfahrung durften jedoch schon einigeRuderer machen (trotz bestem Support, optimalster Vorbereitung ..) – will heißen: natürlich muss ich damit rechnen, mich trotzdem darauf vorbereiten. Übrigens: Eine wirklich gute Übersicht zum Thema Wind und Wellenhöhe bietet Wikipedia.
Doch zurück zum Sturmanker: Da der Bug natürlich der Teil des Bootes ist, der den höchsten Belastungen im Wellengang standhält, macht es natürlich Sinn diesen im Sturm auch direkt in die Wellen zu halten. Dieses Manöver gewährleistet darüber hinaus, dass das Boot nicht von der Seite überspült wird und kentert. Ganz gleich ob Segelboot, Motoryacht oder Megatanker. Nur wie halte ich ein Ruderboot in meterhohen Wellen in den Wind und die Wellen, wo es von den Wellen überspült würde und jederzeit kentern und den Ruderer mit unter Wasser reisen kann? Rudern in 10 Meter hohen Wellen? Natürlich ist irgendwann Schluss.
Hier kommt der Sturmanker ins Spiel. Es handelt sich dabei um eine Art “Fallschirm”, der sich im Wasser ausbreitet und über Nylonseile mit dem Boot verbunden ist. Deshalb auch “Parachute Achor” oder kurz “Para-Achor”. Der Anker wird mit dem Seil über ein Kette am Bug befestigt. Natürlich sollte er ERST befestigt und erst DANN ausgeworfen werden, klar *g
Der Schirm füllt sich mit (je nach Größe) mehreren Tonnen Wasser, entbreitet sich in ganzer Größe. Da die Geschwindigkeit in/auf den Wellen höher ist, als die Strömung unter Wasser, bewegt sich das Boot schneller als der Anker – und zwar mit den Wellen vom Anker weg. Der Anker wird also zur “Bremse”, und zieht über das Seil am Bug des Bootes. Damit “zieht” er den Bug exakt in die Wellen, die über dem Anker rollen. Ich glaube ich sollte nicht zu sehr ins Detail gehen, aber das Nylon Seil absorbiert dabei ein Großteil der Energie, die natürlich bei dem Auf und Ab der Wellen zwischen Schirm und Bug am Seil aufläuft. Die Kette verhindert ein Durchscheuern am Bootsrumpf.
Nicht kompliziert, oder? Das Boot richtet nun im Sturm seinen starken Bug in die Wellen womit ein Kentern unwahrscheinlicher wird und das Boot überhaupt ruhiger in den Wellen liegt. Das Gewicht des Schirmes hindert das Boot ja daran, den Wellenberge all zu schnell zu erklimmen. Aber noch etwas zu den Dimensionen: Die Größe des Schirmes richtet sich nach der Verdrängung eines Bootes. Die optimale Länge des Seiles nach der Wellenlänge der Wellen. An einem Ruderboot von sieben Metern macht das einen Schirmdruchmesser von acht oder neun Fuss, also etwa drei Metern. Benötigt wird weiterhin ein Seil mit bis zu 100 Metern Länge. Ist der Schirm zu groß, zu klein oder ist das Seil zu kurz, kann es unter Umständen sogar recht gefährlich werden. Das Schirmgewicht ist übrigens mit fünf Kilogramm kein Thema, womit ich drei dieser Schirme an Bord haben werde – ergänzt um eine Drogue (Teibanker).
Also, alles kein Hexenwerk. Der Sturm zieht irgendwann vorüber (hoffentlich!) und wir rudern weiter. Oh! Moment! Wir sollten natürlich erst den Schirm wieder einholen. Doch wie? Es ist absolut unmöglich den gefüllten Schirm an Bord zu ziehen, auch können wir das Boot unter Umständen nicht zum Schirm rudern. Was tun wenn der Schirm während eines Sturmes aus dem Wasser muss? Und nun? Für diesen Zweck wird eine Trip Line, ein dünnes Seil, über eine Boje mit der Schirmspitze verbunden. Zieht man daran, fällt der Schirm zusammen. Voila. Einholen, einpacken, weiter rudern. Wo dies nicht gelingt wird es gefährlich, wie ihr oben im ersten Video sehen konntet.
Der Sturmanker ist natürlich nicht in jedem Sturm die optimale Lösung. Und er bietet auch keinen wirklich einhundert prozentigen Schutz vor dem Kentern. Aber darüber hinaus bietet er noch einen weiteren Vorteil: Er verhindert bei ungünstigen Wind und Strömungsverhältnissen den Abdrift des Bootes vom gewünschten Kurs. Vor allem in der Nacht, wenn niemand an den Rudern sitzt. Auf das man die geruderten Tageskilometer nicht im Schlafe einfach wieder komplett verliert.
So … dann hätten wir das auch geklärt, oder? Fragen einfach per Mail oder als Kommentar in den Blog!